Foto von Saskia-Nicole Reinfuss

"Das was man braucht, um erfolgreich sein zu können, muss nicht immer angenehm sein (...)."

Melanie Müller / Miriam Borgert|03.03.2024

Interview mit Prof. Dr. Saskia-Nicole Reinfuss

Name Saskia-Nicole Reinfuss

Alter 45

Akademischer Grad Dr. rer. pol.  

Aktuelle berufliche Position
Professorin für Personalmanagement und Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Heilbronn

Fachbereich bzw. Forschungsgebiet Personal- und Organisationsentwicklung, vor allem moderne Arbeitsorganisation. Aktuell liegen die Schwerpunkte meiner Arbeit als Professorin in der Gleichstellungsarbeit sowie in guter Lehre. Und die Lehre macht mir unheimlich viel Spaß!  

Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Vereinigungen oder Organisationen Mitglied bei den Working Moms, LaKof BW, TraumProf+

Inspirierende Personen oder Vorbilder Auf meinem Entwicklungsweg hatte ich mehrfach das Glück, inspirierende und vor allem wohlwollende Menschen treffen zu dürfen. Und das war mit Sicherheit aus meiner Sicht nicht immer „nur toll“. Als mir z.B. gegen Ende meiner Promotion die Energie ausging, sagte mein damaliger Chef zu mir, er kenne keinen, bei dem Aufgeben jeweils Sinn gemacht hätte. „Stell Dich nicht so an!“ Das war der richtige Satz für mich in dieser Situation. Das was man braucht, um erfolgreich sein zu können, muss nicht immer angenehm sein – deshalb ist es nicht weniger inspirierend.

Ein Zitat fürs Leben „Machen ist wie wollen, nur krasser!“

Interview

Würden Sie sich bitte kurz in eigenen Worten beschreiben? 

Von meiner Ausbildung her bin ich Wirtschaftspädagogin mit dem Schwerpunkt im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung. Ich habe berufsbegleitend zum Thema Karriere und Informelles Lernen promoviert und in Summe 15 Jahre Berufserfahrung in unterschiedlichen Unternehmen und Positionen der Metall- und Elektroindustrie.

Laut meinen Kolleg*innen bin ich zielstrebig sowie diszipliniert, empathisch, pragmatisch, jemand auf den man sich verlassen kann, der aber keinen Nonsens erträgt.

Meine Heimat ist das Allgäu. Im Privatleben bin ich verheiratet und Mutter einer Tochter.

Was hat Sie motiviert, sich für eine Karriere in der Wissenschaft/Forschung zu entscheiden?

Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis begeistert mich und ist eine Konstante seit meinem Start ins Berufsleben. Ich habe gearbeitet und nebenher promoviert bzw. nach der Promotion an der Hochschule gelehrt. Es ist erstaunlich, welche Forschungsergebnisse und welches Wissen von der Praxis angenommen werden, während andere regelrecht ignoriert werden.

Weiter motiviert mich die Lehrtätigkeit. Ich habe furchtbar Spaß daran, an meiner didaktischen Kompetenz zu feilen und mit Studierenden zu interagieren.

Was inspiriert Sie, in Ihrem Fachbereich zu bleiben und weiterzumachen? 

Das Personalwesen im Unternehmen ist ein sehr vielschichtiger, wichtiger und sich stetig wandelnder Bereich in einem Unternehmen. Ein Bestandteil sein zu dürfen, der junge Menschen auf eine Aufgabe in diesem Bereich vorbereitet, ist klasse und niemals langweilig. Es geht darum, verschiedene Menschen und ihre unterschiedlichen Denkweisen so zusammenzubringen, dass etwas Dauerhaftes, Gutes und Erfolgreiches entstehen kann.

Was empfinden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher? Worauf sind Sie stolz?

Ich bin stolz darauf, dass ich meine berufsbegleitende Promotion zu Ende gebracht habe – hierfür brauchte es an der ein oder andere Stelle schon mal einen besonderen Antrieb.

Ich bin stolz auf meine Arbeit: Oft sehe ich die Entwicklungen meiner (ehemaligen) Studierenden über soziale Netzwerke wie LinkedIn, manchmal bekomme ich eine Mail und mit einigen bin ich noch persönlich in Kontakt. Ein Bestandteil der Ausbildung sein zu dürfen, macht mich stolz!

Ein weiterer Punkt, auf den ich stolz bin, ist das Amt der Gleichstellungsbeauftragten. Dieses habe ich bereits nach einem Jahr an der Hochschule übertragen bekommen. Als Neuling an der Hochschule war die Gremienarbeit doch eine Herausforderung für mich.

Und weiter bin ich stolz darauf, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Was sind Ihre Zukunftspläne für Ihre Karriere? Haben Sie bereits Projekte in der Pipeline und welchen Impact sollen sie haben? 

Als Professorin habe ich, wenn man die Karriereleiter anschaut, für mich mein Ziel erreicht. Trotzdem habe ich Pläne :)

Da ich mich in den ersten knapp vier Jahren meiner Professur hauptsächlich auf die Themen Lehre und Gleichstellung konzertiert habe, möchte ich in der Zukunft einen Wiedereinstieg in das Thema Forschung machen. Dies ist uns vor einiger Zeit gelungen, als wir die bislang größte Umfrage in Deutschland zum Thema Effizienz und Leistung im Rahmen von Job Sharing durchgeführt haben. Damit soll es weitergehen.

Was ist eine Fähigkeit oder Eigenschaft, die Sie erst spät in Ihrer Karriere erkannt haben und die Sie für wichtig halten? 

Die innere Unabhängigkeit, eine ausgeprägte Urteilskompetenz und die Autodidaktik.

Was ist Ihr Rat an Frauen, die mit dem Gedanken spielen, eine Karriere in der Wissenschaft zu beginnen?

Sich nicht entmutigen zu lassen – vor allem von Menschen, die sagen: Das kannst Du nicht! Das schaffst Du nicht! Das macht keinen Sinn! – nicht jeder muss Deinen Weg verstehen. Rückschläge als Lernanlässe sehen. Hartnäckig sein und Biss zeigen. Stetig (das bedeutet nicht unbedingt schnell) vorwärtsgehen! Und: Familie und Karriere/Wissenschaft lassen sich unter einen Hut bringen – manchmal liegen die Lösungen rechts und links vom Weg :)

Am 11. Februar findet jährlich der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft statt. Der Aktionstag würdigt die entscheidende Rolle von Frauen und Mädchen in Wissenschaft und Technik, er soll ermutigen, fördern und unterstützen. 

In diesem Rahmen möchte das Referat für Gleichstellung und Diversität die Leistungen von Wissenschaftlerinnen der Hochschule Heilbronn in den Fokus rücken. In den Wochen bis zum Girls Day, dem 25.04.24, stellen sich die Wissenschaftlerinnen vor, geben Einblick in ihre Arbeit und nennen Beweggründe für eine wissenschaftliche Karriere.