Frauen in der Wissenschaft

Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Am 11. Februar findet der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft statt, der 2015 bei einer Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen und seither jährlich begangen wird. Der Aktionstag würdigt die entscheidende Rolle von Frauen und Mädchen in Wissenschaft und Technik, er soll ermutigen, fördern und unterstützen.

Der Tag wird weltweit mit Veranstaltungen, Diskussionen, Foren und anderen Aktivitäten begangen, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Teilhabe von Frauen in der Wissenschaft zu schärfen und die Chancengleichheit in diesem Bereich zu fördern.

In diesem Rahmen erstellte das Referat für Gleichstellung und Diversität eine Interviewreihe, um die Leistungen und Beiträge von Wissenschaftlerinnen der Hochschule Heilbronn hervorzuheben. Insgesamt 21 Wissenschaftlerinnen der HHN stellten sich vor, gaben Einblick in ihre Arbeit und nannten Beweggründe für eine wissenschaftliche Karriere. 

Das Bild zeigt eine Ingenieurin vor einer technischen Zeichnung.

Posterausstellung zur Interviewreihe

Aufgrund der positiven Resonanz auf die Interviewreihe wurde diese weiter ausgebaut und eine ergänzende Posterausstellung organisiert. Diese Ausstellung wurde 2024 während der Diversity Days am im N-Bau des Bildungscampus eröffnet und bis zur Nacht der Wissensstadt präsentierte jedes Plakat eine Wissenschaftlerin. Fortan steht den Fakultäten und Abteilungen die Posterausstellung als Leihgabe weiter zur Verfügung.

Als Programmpunkt folgte im Rahmen der Nacht der Wissensstadt am 21. Juni 2024 schließlich eine Finissage der Posterausstellung zur Interviewreihe mit einer Q&A Session mit ausgewählten Wissenschaftlerinnen (Nicola Marsden, Simona Gentile-Lüdecke und Kristina Epple) mit anschließendem Sektempfang.

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Die Posterausstellung ist ab dem Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft am 11. Februar 2025 am TechCampus in Sontheim zu sehen.

Gleichberechtigung an Hochschulen - Ein zeitgeschichtlicher Rückblick

Obwohl erste Mädchengymnasien ab 1880 gegründet wurden, waren bereits vor dem 20. Jahrhundert vielfältige Forderungen nach dem Zugang von Frauen zur wissenschaftlichen Bildung vernehmbar. Erst ab 1896 durften Frauen als Gasthörerinnen an universitären Kursen teilnehmen, allerdings ohne die Möglichkeit Titel zu erwerben oder wissenschaftliche Forschung zu betreiben. Eine vollwärtige Studiumsaufnahme wurde schließlich 1908 gewährt, der Weg zur Professur blieb jedoch weiterhin versperrt. Erst 1920 erhielten Frauen das Recht zur Habilitation und damit auch das Recht, an Universitäten zu lehren (Feyl, Renate 1994, 18-19).

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Frauen weitgehend von den Universitäten ausgeschlossen. Ein ab 1933 eingeführter geschlechtsspezifischer Numerus Clausus begrenzte den weiblichen Anteil auf maximal 10 %. 

In den 1960er Jahren entstanden, als Folge fortgesetzter Frauen­diskriminierung, feministische Protestbewegungen und autonome Frauengruppen wiesen auf die Benachteiligung hin. 1977 wurde die Hausfrauenehe abgeschafft, die verheiratete Frauen zur Haushaltsführung verpflichtete. Vor dieser Änderung durfte eine Ehefrau ohne Zustimmung ihres Mannes weder studieren, eine Ausbildung machen noch einen Beruf ausüben (Unter der Lupe 2019).

1998 erfolgte schließlich eine Änderung des Hochschulrahmengesetzes, um die Chancengleichheit von Frauen und Männern an den Hochschulen zu fördern. Gemäß §3 des HRG heißt es nun: „Die Hochschulen fördern die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirken auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“

Feyl, Renate (1994). Der lautlose Aufbruch: Frauen in der Wissenschaft. Köln: Kiepenheuer & Witsch.

Unter der Lupe: Der lange Weg der Frauen in der Wissenschaft (2019). Verfügbar unter: https://zdi-portal.de/blog/unter-der-lupe-frauen-in-der-wissenschaft/ (01.02.2024).

Margarete von Wrangell

Margarete von Wrangell wurde 1877 in Moskau geboren. Bereits in ihrer Kindheit entdeckte sie ihre Begeisterung für die Naturwissenschaften. Nach einem Botanikkurs an der Universität Greifswald entschied sie sich 1903, als eine der ersten Studentinnen, für ein naturwissenschaftliches Studium an der Eberhard Karls Universität in Tübingen und in Leipzig. Im Jahr 1909 promovierte sie summa cum laude in Chemie. 

Ihre Familie versuchte weiterhin, ihre wissenschaftliche Karriere zu verhindern und wollte, dass sie nach Hause zurückkehrte und sich entsprechend ihres Geschlechts und Status verhielt. 

Bis 1920 hatte sie sich bereits als herausragende wissenschaftliche Persönlichkeit in der Düngemittelverwaltung etabliert, und das Reichs-Ernährungsministerium finanzierte ihr die Gründung des Instituts für Pflanzenernährung in Hohenheim, dessen Leiterin sie wurde (Feyl, Renate 1994, 186-191). Im selben Jahr habilitierte sie an der Universität für Bodenkultur in Hohenheim und wurde 1923, trotz Widerständen, zur ersten ordentlichen Professorin ernannt. 

Einflussreiche Kontakte, die sie im Verlauf ihrer akademischen Laufbahn aufbaute, konnten die auf einer Universitätsversammlung geäußerten Bedenken, ob eine Frau ein überwiegend männliches Institut leiten könne, aus dem Weg räumen.
Doch auch noch einige Zeit nach ihrer Ernennung fehlte es an Akzeptanz. Einige ihrer Kollegen beschuldigten sie, ohne ordnungsgemäßes Ernennungsverfahren ernannt worden zu sein oder in ihrer Habilitationsthese plagiiert zu haben (Szöllösi-Janze, Margit 2000, 46-47).

Der Erfolg von Margarete von Wrangell war ein Erfolg für alle Frauen. Allerdings konnten von 10.600 Frauen, die bis 1933 in Deutschland promovierten, nur wenige eine akademische Laufbahn einschlagen. Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis die nächste Professorin an der Hochschule Hohenheim berufen wurde (Szöllosi-Janze, Margit 2000, 40). In ganz Europa mussten erfolgreiche Wissenschaftlerinnen vergeblich für Gleichbehandlung und um Anerkennung kämpfen. Frauen mögen das Recht auf Bildung erlangt haben, aber dies ging nicht automatisch mit dem sozialen Einfluss einher, den Männer mit gleicher akademischer Ausbildung erlangten (Müller, Rolf Fritz 2012, 53).

Feyl, Renate (1994). Der lautlose Aufbruch: Frauen in der Wissenschaft. Köln: Kiepenheuer & Witsch.

Müller, Rolf Fritz (2012). Frauenbiographien im Karrierediskurs. Opladen: Verlag Barbara Budrich.

Szöllösi-Janze, Margit (2000). "Plagiatorin, verkanntes Genie, beseelte Frau?" Wirtschaft & Wissenschaft, 8 (4): 40-48.

Je höher die Stufe der akademischen Laufbahn, desto geringer der Anteil an Frauen. Während mehr als die Hälfte der Studienanfänger Frauen sind, finden sich mit 28 Prozent gerademal etwas mehr als ein Viertel hauptberufliche Professorinnen an deutschen Hochschulen. Gleichzeitig liegt der Frauenanteil unter den Promovierenden 2022 bei 46,1 Prozent und demgegenüber befinden sich unter den Habilitierenden lediglich 36,5 Prozent Frauen. Langfristig zeichnet sich ab, dass gewisse Maßnahmen und Programme, um den Frauenanteil im Wissenschaftsbereich anzuheben, fruchten. 2022 lag der Frauenanteil bei den Neuberufungen bei 40,6 Prozent. Ein Wert, der in den letzten Jahren erheblich angestiegen ist. Er lag vor 20 Jahren bei gerademal 16 Prozent (Frauenanteile nach akademischer Laufbahn 2023).

Grafik Geschlechterverhältnisse in der Wissenschaft in Deutschland

Obwohl der Anteil von Rektorinnen bzw. Präsidentinnen seit 2010 um knapp 10 Prozentpunkte gestiegen ist, beträgt er immer noch lediglich 23 Prozent an Fachhochschulen. Auch bei der Vergabe von Wissenschaftspreisen werden Wissenschaftlerinnen deutlich seltener als Wissenschaftler berücksichtigt. Beispielsweise wurde die Helmholtz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) zwischen 1994 und 2022 lediglich in 13 Prozent der Fälle an eine Frau verliehen. Im gleichen Zeitraum erhielten immerhin 62 von 320 Leibniz-Preisen, die von der DFG ausgelobt wurden, Frauen, was einem Anteil von 19 Prozent entspricht (Frevert, Ute 2022, 9-10).

Frauenanteile nach akademischer Laufbahn (2023). DeStatis Statistisches Bundesamt. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Tabellen/frauenanteile-akademischelaufbahn.html (01.02.2024).

Frevert, Ute (2022). Frauen in der Wissenschaft: Entwicklungen und Empfehlungen. Halle: Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V.

In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Beschäftigungssituation von Wissenschaftlerinnen deutlich verbessert, gleichwohl sich Geschlechterstereotype hartnäckig halten und weiterhin stark auf die Berufswahl von Frauen wirken. Um eine echte Chancengleichheit für Frauen in der Wissenschaft zu erreichen, sind Maßnahmen zur Beseitigung von Geschlechtssterotypen und die Stärkung von Frauen von entscheidender Bedeutung. Ziel muss sein an Hochschulen, ein integratives, unterstützendes sowie gleichberechtigtes Arbeitsumfeld zu schaffen. 

Auch die aktuellen Zahlen weisen auf eine fortbestehende strukturelle Ungleichheit von Frauen und Männern in der Wissenschaft hin. In Deutschland lag 2019 der Frauenanteil in der Forschung bei nur 28 %, im EU-Vergleich gehören wir hier zu den Schlusslichtern (Frauen in der Forschung: Deutschland weit hinten 2021). In typischen "Frauendisziplinen", wie bspw. den Geisteswissenschaften, sinkt der Frauenanteil mit steigender Qualifikationsstufe stärker als in Disziplinen, in denen Frauen von Anfang an unterrepräsentiert sind. In letzteren bleibt der Frauenanteil nämlich gleich niedrig. Vor allem in den technischen Fächern gibt es immer noch starke Ungleichheiten, sowohl bei dem Anteil an Studentinnen als auch dem der Professorinnen (Frevert, Ute 2022, 7). In anderen Fächern hingegen ist der Anteil der weiblichen Studierenden deutlich höher als der der Lehrkräfte. 

Je höher in der Wissenschaft die Qualifikationsstufe wird, desto weiter sinkt im Karriereverlauf der Frauenanteil - ein Phänomen, das als Leaky Pipeline beschrieben wird. Befristete Verträge und Unsicherheiten in der akademischen Laufbahn schließen langfristige Planungsperspektiven weitgehend aus und führen dazu, dass viele qualifizierte Frauen nach dem Studium oder nach der Promotion einen anderen Weg einschlagen (Wagner, Petra 2019). Auch traditionelle Rollenverteilungen in Partnerschaften tragen dazu bei, dass Frauen in einer Lebensphase, in der die Weichen für eine wissenschaftliche Karriere gestellt werden, einen Großteil der Familienarbeit übernehmen. Gründe, die auch im Rahmen des Twitter-Trends #ichbinHanna kritisiert werden.

Frauen in der Forschung: Deutschland weit hinten (2021). Destatis Statistisches Bundesamt. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Wissenschaft-Technologie-DigitaleGesellschaft/FrauenanteilForschung.html#:~:text=Frauen%20sind%20im%20Bereich%20Forschung,und%20Luxemburg%20(je%2027%20%25)(01.02.2024).

Frevert, Ute (2022). Frauen in der Wissenschaft: Entwicklungen und Empfehlungen. Halle: Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V.

Wagner, Petra (2019). Strategien gegen die „Leaky Pipeline“: Wie bleiben Akademikerinnen in der Postdoc-Phase der Wissenschaft erhalten? - IAB-Forum. Nürnberg (IAB-Forum, 16.10.2019). Verfügbar unter www.iab-forum.de/strategien-gegen-die-leaky-pipeline-wie-bleiben-akademikerinnen-in-der-postdoc-phase-der-wissenschaft-erhalten/ (01.02.2024).

Frauen entscheiden sich weiterhin seltener für MINT-Studiengänge und -Berufe. Und wenn doch, stoßen sie in dieser "Männerdomäne" auf geschlechtsspezifische Diskriminierung und mangelnde Chancengleichheit beim beruflichen Aufstieg. Im Laufe der Jahre ist der Frauenanteil in den MINT-Fächern gestiegen: Lag der Anteil der Studienanfängerinnen 2001 noch bei 30,8 %, so waren es 2021 bereits 34,5 %. Die Programme, die in den letzten Jahrzehnten implementiert wurden, um Chancengleichheit in der Wissenschaft zu fördern, tragen also Früchte, doch liegt der Frauenanteil in MINT-Berufen noch immer bei 15,5 % (Studienanfängerinnen MINT, 2023).

Zu den  Gründen für die unausgewogene Geschlechterverteilung gehören die soziale Konditionierung, eine falsche Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sowie die Förderung von Geschlechterstereotypen in der Bildung. Es ist wichtig, nicht nur die Rahmenbedingungen für Frauen in MINT-Bereichen zu verbessern, sondern auch die Arbeitskulturen und die damit einhergehende Geschlechterdynamik. Die Erhöhung der Sichtbarkeit erfolgreicher Frauen in MINT-Berufen kann dazu beitragen, Geschlechterstereotypen aufzubrechen und Vorbilder für junge Frauen zu schaffen. 

Auch das Phönomen stereotype threat, darf bei der Suche nach Gründen nicht unbeachtet bleibenPersonen, die einer bestimmten Gruppe angehören, neigen dazu Stereotype, die gegenüber ihrer Gruppe bestehen, unbeabsichtigt zu bestätigen. Insbesondere dann, wenn sie sich in Situationen befinden, in denen sie sich des Stereotyps bewusst sind. Besteht beispielsweise das Stereotyp, dass Frauen nicht gut in Mathematik sind, kann sich dies negativ auf die Leistungen von Frauen in Mathematikprüfungen auswirken. Dieser Effekt wird auf die Angst zurückgeführt, die Wahrnehmung des Stereotyps zu verstärken, selbst in Situationen, in denen sie über die für den Erfolg in Mathematik erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügen. Die Bedrohung durch Stereotype verdeutlicht die Auswirkungen von sozialen Erwartungen und Vorurteilen auf das Verhalten und die Leistung der Einzelnen (Horwath, Ilona, Nicole Kronberger und Markus Appel 2014, 220-21).

Studienanfängerinnen MINT (2023). Destatis Statistisches Bundesamt. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/01/PD23_N004_213.html (01.02.2024).

Horwath, Ilona, Nicole Kronberger und Markus Appel (2014). "Similar But Different? Cognitive Differences in the Discussion of Women in Science and Technology." In: Ernst, Waltraud und Ilona Horwarth (hrsg.). Gender in Science and Technology. Interdisciplinary Approaches. Berlin: transcript Verlag.

Bereits im Jahr 1870 stellte die Frauenrechtlerin und Soziologin Matilda Joslyn Gage in ihrem Essay "Woman as Inventor"  den damals verbreiteten Glauben infrage, Frauen hätten kein wissenschaftliches Talent, und kritisierte die mangelnde Anerkennung ihrer Beiträge. Über ein Jahrhundert später griff die Wissenschaftshistorikerin Margaret W. Rossiter Gages Idee auf und prägte den Begriff des Matilda-Effekts, benannt zu Ehren der engagierten Aktivistin.

Der Matilda-Effekt beschreibt die systematische Benachteiligung von Frauen in der Wissenschaft, deren Leistungen oft ignoriert oder Männern zugeschrieben werden. Rossiter setzte den Matilda-Effekt in Kontrast zum Matthäus-Effekt, der die zunehmende Anhäufung von Reputation im Wissenschaftssystem beschreibt: Während prominente Forscher überproportional viel Anerkennung erhalten, werden Frauen trotz bedeutender Beiträge oft übersehen.

Ein prägnantes Beispiel für den Matilda-Effekt ist die Geschichte von Lise Meitner. Die österreichische Physikerin war maßgeblich an der Entdeckung der Kernspaltung beteiligt, zusammen mit ihrem Kollegen Otto Hahn. Doch den Nobelpreis erhielt ausschließlich Hahn – ein symbolträchtiges Beispiel für die unsichtbare Arbeit von Frauen. Sogar der 2023 erschienene Film "Oppenheimer", der die Erfindung der Atombombe thematisiert, ignoriert Lise Meitners Beitrag und reproduziert so diesen Effekt.

Auch in der Gegenwart zeigt sich der Matilda-Effekt in verschiedenen Formen. Zahlreiche Studien belegen, dass wissenschaftliche Arbeiten von Frauen weniger Aufmerksamkeit in der Scientific Community erfahren. Besonders gravierend ist der sogenannte „Gender Citation Gap“: Wissenschaftlerinnen werden im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen seltener zitiert. Dies beeinflusst nicht nur ihre Sichtbarkeit, sondern hat auch direkte Auswirkungen auf ihre Karrierechancen, da Zitationsindizes eine entscheidende Rolle bei der Bewertung akademischer Leistungen spielen. Übrigens haben Studien gezeigt, dass Männer sich auch häufiger selbst zitieren.

Was wir tun können

2022 veröffentlichte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina eine wegweisende Studie mit Handlungsempfehlungen zur Steigerung des Frauenanteils in der Wissenschaft. Die grundlegenden Richtlinien gliedern sich in vier Punkte: Strukturen verändern, Frauen befähigen, Frauen sichtbar machen, Fortschritte dokumentieren und Entwicklungen überprüfen.

Es reicht jedoch nicht aus, dass Frauen lediglich eine Karriere als Professorin anstreben, denn wie die Studie Jenseits der gläsernen Decke zeigt, gibt es auch auf professoraler Ebene noch immer strukturelle Ungleichheiten. An deutschen Hochschulen sind Frauen in Gremien, in denen bedeutende Entscheidungen getroffen werden, weiterhin stark unterrepräsentiert. Frauen übernehmen häufiger weniger angesehene Aufgaben, da ihnen der Zugang zu anspruchsvolleren Tätigkeiten aufgrund eines fortbestehenden "Old Boys Network" (informelles System, in dem Männer mit ähnlichem sozialem und bildungsbürgerlichem Hintergrund einander unterstützen) erschwert wird. Trotz erfolgreicher Wissenschaftlerinnen sind männliche Redner auf Konferenzen, Podiumsdiskussionen und Preisverleihungen immer noch überrepräsentiert. Um den Frauenanteil in der Wissenschaft zu erhöhen, bedarf es einer grundlegenden Veränderung dieser strukturellen Ungleichheiten.

Etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können konstruktiv gegen den allgegenwärtigen bias bei der Bewertung von männlichen und weiblichen Leistungen und Persönlichkeiten vorgehen, indem sie qualifizierte Frauen gezielt für Preise und Akademien vorschlagen, Gutachten verfassen, sie zitieren und rezensieren oder zu Panels einladen.

8März
Internationaler Frauentag

Seit über 100 Jahren, wird jährlich am 8. März der Internationale Frauentag begangen. Dieser Tag feiert die bisherigen Erfolge der Frauenrechtsbewegung, erinnert an die Rechte der Frau, lenkt den Blick auf bestehende Diskriminierung und Ungleichheiten und appelliert gleichsam, sich aktiv für Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen.
An der Hochschule Heilbronn setzen sich verschiedene Akteur*innen, wie beispielsweise das Referat für Gleichstellung und Diversität, die Beauftragte für Chancengleichheit, für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein.
Auch unter den Wissenschaftlerinnen der HHN gibt es einige Frauen, deren Engagement maßgeblich zur Förderung von Gleichstellung an der Hochschule beiträgt. Zwei dieser Frauen möchten wir in dieser Woche im Rahmen der Interviewreihe Frauen in der Wissenschaft vorstellen: Mahsa Fischer und Saskia-Nicole Reinfuss.