Interview
Würden Sie sich bitte kurz in eigenen Worten beschreiben?
In meiner Position bin ich wissenschaftliche Projektmanagerin in einem fakultätsübergreifenden, interdisziplinären Projekt und unterstütze sechs Professor*innen in meinem Team im Arbeitsfeld „KI in der Hochschulbildung“. Meine Stärke ist, strukturierte Organisation mit flexiblen Ideen zu verbinden. Mir ist es wichtig, dass die Menschen in meinem Umfeld durch mein Handeln Wertschätzung erfahren und die Zeit mit mir als sinnstiftend erleben. Nebenbei mag ich es auch, Todos zu erledigen – da sorgt mein Ehrgeiz alleine für.
Was ist Ihr akademischer/beruflicher Hintergrund?
Nach dem Abitur habe ich in Münster und Koblenz eine Ausbildung zur Hotelfachfrau bei den Jeunes Restaurateurs gemacht und anschließend ein Hotelmanagement-Studium in Heilbronn angeschlossen, weil mir damals schon klar war, dass mir Lernen Freude bereitet. In der Bachelorarbeit habe ich mich bei Prof. Lieb mit dem economical impact of blockchain technology auseinandergesetzt und mein Faible für IT im Master Digital Business an der Weiden Business School vertieft. Organisations- und Leadership skills habe ich für beides gebraucht und sehe hier auch die Verbindung dieser beiden Bereiche. Nach dem Master habe ich als Digital Innovator und Organisational Lead in einem holokratisch organisierten Softwareunternehmen in Graz gearbeitet. Meine Eigenverantwortung und systemisches Denken wurden hier sehr gestärkt. Mit dem Beginn von Corona bin ich zurück nach Deutschland und war als Lehrbeauftragte an der Hochschule Fresenius im Bereich Digital Transformation und Innovationsmanagement tätig. Bevor ich als SAAI-Projektmanagerin nach Heilbronn kam, habe ich als IT-Referentin für die hessische Landesregierung als Teil der Task Force Corona gearbeitet und bin in dieser Rolle sehr gewachsen.
Was hat Sie motiviert, sich für eine Karriere in der Wissenschaft/Forschung zu entscheiden?
Als studentische Hilfskraft für Prof. Ottenbacher (Grüße gehen raus 😊) während des Bachelorstudiums durfte ich das erste Mal bei der Organisation und Durchführung von wissenschaftlichen Studien unterstützen. Für den Abschluss des Masters habe ich als cap stone project ein „maturity model for an ethically valuable digital transformation“ entwickelt. Es bietet konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen, die ethisch wertvolles Handeln und digitale Transformation gemeinsam denken wollen.
Allgemein ist Selbstwirksamkeit eine große Motivation für mich. Rückblickend habe ich viele Begleiter*innen auf meinem Weg getroffen, die mir beim Wachsen geholfen haben. Und ich durfte Fehler machen und selbst daraus lernen – auch das ist Motivation.
Was empfinden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher? Worauf sind Sie stolz?
Meine größte Herausforderung bisher war sicherlich meine Leitungsrolle im Projekt Impf-IT in den Jahren 2021/2022 mit der Führung eines 30-köpfigen Teams bestehend aus IT-Spezialisten. Der Druck und die tägliche Dynamik waren hoch. Aber auch der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung der Ministerien. Als Referentin der hessischen Landesregierung hatte mein damaliger Referatsleiter Thorsten Henz mir diese Aufgabe übertragen und daran geglaubt, dass ich mich (als junge Frau) bei den größtenteils älteren Herren durchsetzen kann. Das hat mich beflügelt und ist mir gelungen.
Allgemeiner gesprochen bin ich dann stolz auf mich, wenn ich feststelle, dass ich heute etwas besser kann, was mich in der Vergangenheit noch ungleich mehr Kraft gekostet hat. Dieser individuelle Abgleich mit meinem Lernzuwachs ist für mich der Maßstab.
Was sind Ihre Zukunftspläne für Ihre Karriere? Haben Sie bereits Projekte in der Pipeline und welchen Impact sollen sie haben?
Aktuell freue ich mich auf den Start des neuen Studiengangs Angewandte Künstliche Intelligenz im WiSe24/25– auf den wir jetzt über 2 Jahre hingearbeitet haben.
Mein Wunsch ist, dass der Bereich Frauenförderung in der KI noch mehr Raum in meiner Arbeit einnimmt. Ich bin ehrenamtlich bereits als WoMent-Mentorin auf dem Bildungscampus tätig – eine tolle Initiative und ganz starke Empfehlung an alle jungen Frauen auf dem Bildungscampus! Der Impact ist für die jungen Frauen genauso wie für mich und die anderen Mentor*innen unmittelbar spürbar.
Auch meine Mitgliedschaft bei den Women in AI & Robotics ist eine Kraftquelle, weil der Austausch mit den anderen Frauen im Chapter Heilbronn inspiriert, bestärkt und einfach Spaß macht. Noch mehr Women Empowerment steht auf meinem Zukunftsplan
Was ist eine Fähigkeit oder Eigenschaft, die Sie erst spät in Ihrer Karriere erkannt haben und die Sie für wichtig halten?
Ich habe mit der Zeit für mich erkannt, was mein Kompass in schwierigen Situationen ist: Was fühlt sich jetzt als nächster Schritt richtig an? MACH DAS! Auf meine Intuition vertrauen und authentisch sein, zahlt sich aus.
Ein (männlicher, älterer) Kollege hat nach Abschluss eines Projekts, in dem ich die Leitungsrolle inne hatte, mal zu mir gesagt: „Am Anfang dachte ich Was ist das denn für ein Püppchen? Aber Sie haben mich echt beeindruckt, Frau Weinhold.“ Mit solchen Aussagen werden Frauen heute immer noch konfrontiert. Die Aussage zeigt, dass es immer noch einen Berg Arbeit in der Geschlechtergerechtigkeit gibt. Dennoch habe ich dadurch erkannt, dass ich gut leiten kann. Es ist mir ungemein wichtig, dazu beizutragen, dass sich Rollenbilder weiter verbessern – für beide Seiten.
Was ist Ihr Rat an Frauen, die mit dem Gedanken spielen, eine Karriere in der Wissenschaft zu beginnen?
If you don’t like it, CHANGE it. Wir haben heute so viel mehr Möglichkeiten – gerade als Frauen. Auf dem Bildungscampus und in der Wissensstadt Heilbronn bieten sich so viele Chancen für Weiterentwicklung und Ausprobieren. DU musst dich nicht mit weniger zufrieden geben! Mein Rat ist: Öfters mal einen MUTausbruch wagen!