Foto von Prof. Dr. oec. Jana Heimel

"(...), dass man als Frau weniger assimilieren als vielmehr eigene Waffen nutzen sollte."

Melanie Müller / Miriam Borgert|17.03.2024

Interview mit Prof. Dr. oec. Jana Heimel

Name Jana Heimel

Alter 43

Akademischer Grad Professorin

Aktuelle berufliche Position Professorin in der Fakultät für International Business, Vorständin am DINE e.V., Unternehmensberaterin

Fachbereich bzw. Forschungsgebiet Management Accounting / Controlling bzw. Nachhaltige Entwicklung mit Fokus auf Fahrradmobilität

Forschungsschwerpunkte Internationales Management, Controlling, insbes. in der Dienstleistungs- und Serviceindustrie, Tourismusmanagement

Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Vereinigungen oder Organisationen Mitglied im Arbeitskreis „Green Controlling“ des Internationalen Controller Vereins (ICV), Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT e.V.), Kommissionsmitglied im Fachkreis Weintourismus/Kulinarik der Deutschen Gesellschaft für Tourismuswissenschaft (DGT e.V.), Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC)

Inspirierende Personen oder Vorbilder Für mich als Atheistin sind die Lebensweisheiten des Dalai Lamas durchaus sehr inspirierend.

Interview

Würden Sie sich bitte kurz in eigenen Worten beschreiben? 

Agile und umtriebige Person, die ihre „Überenergie“ gern in Herzensprojekte steckt. Ansonsten gesellig, liebt es mit Menschen/Freunden zu sein und ist bekannt für ihre Passion zum Fahrradfahren.

Was ist Ihr akademischer/beruflicher Hintergrund? 

Einst Internationale BWL in Frankfurt/Oder mit Doppeldiplomabschluss an der ESC Montpellier studiert. Knapp zehn Jahre bei Horváth, einer Managementberatung, gearbeitet und dort das CFO-Panel verantwortet. Parallel dazu meinen Dr. oec. an der Uni Zürich absolviert. Zudem längere Zeit in Atlanta (USA) sowie Brüssel (Belgien) gelebt und gearbeitet.

Was hat Sie motiviert, sich für eine Karriere in der Wissenschaft/Forschung zu entscheiden?

Tatsächlich hat sich das so ergeben. Es war gar nicht mein Ziel, dort Fuß zu fassen. Allerdings hat sich damit der Kreis geschlossen, denn nach dem Abi war ich einst auch für Lehramt Mathe, Englisch in Potsdam immatrikuliert. Ich habe mich dann aber doch für BWL/das Wirtschaftsstudium in Frankfurt/Oder entschieden, um erst einmal Karriere zu machen. Frei nach dem Motto: „sozial sein“ kann ich auch nebenbei. So habe ich neben meinem Beruf auch stets Ehrenämter (Nachhilfe Studienkreis, Lehrerin für alleinerziehende Mütter bei der Caritas etc.) ausgeübt. Bei Horváth hatte ich schließlich die Möglichkeit neben meiner Arbeit zu promovieren - und diese Gelegenheit habe ich genutzt. Promoviert habe ich zum Thema „Controlling“, welches ich auch heute noch in der Lehre betreibe. In der Forschung beschäftige ich mich eher/mehr mit Themen, die mich auch privat umtreiben und das sind v.a. Nachhaltigkeitsthemen, wie bspw. das Projekt „PendlerRatD“. Hierbei möchte ich anderen gerne meine Lebensphilosophie näher bringen und sie zum Fahrradfahren motivieren. Fahrradfahren ist per se zwar nicht innovativ, aber der Ansatz ist es. Denn im Gegensatz zu anderen Projekten steht hier nicht die (öffentliche/städtische) Infrastruktur im Fokus, sondern vielmehr setzen wir am Individuum und dessen Kopf an. Es geht darum, bei (Berufs-)Pendlern einen Bewusstseinswandel herbeizuführen und so eine Verhaltensänderung zu bewirken, d.h. dass jeder das Rad dem Auto vorzieht. Unsere Studien zeigen, dass 85% der einstigen Autofahrer langfristig umsteigen, wenn man es ihnen vormacht und sie bei dem Umstiegsprozess begleitet/an die Hand genommen werden. Unsere PendlerRatD-App dient hier als Motivator und belohnt alle Radfahrenden Arbeitnehmer. (Machen auch Sie mit und nutzen Sie unsere PendlerRatD Bonus-App!)

Was inspiriert Sie, in Ihrem Fachbereich zu bleiben und weiterzumachen? 

Auf die Forschung bezogen, ist es ja klar, da es sich mit nachhaltiger Mobilität um ein Thema handelt, welches mich persönlich umtreibt. Mittel-/Langfristig möchte ich die Nische Radfahren verlassen und mich breiter aufstellen und diverse Nachhaltigkeitsthemen, so wie bspw. das neue Projekt „StuttgartAirLeben“, bedienen. Diese finden auch zunehmend Eingang in meine Lehre. Mit Entwicklungen wie ESG (Environmental, Social und Governance) und CRSD-Richtlinien (Corporate Sustainability Reporting Directive) lassen sich die beiden Stränge „Controlling“ und „Nachhaltigkeit“ auch vorzüglich kombinieren. 

Was empfinden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher? Worauf sind Sie stolz?

Da wo ich jetzt stehe. Dorthin zu kommen verlangt (weniger Können als vielmehr) viel Disziplin. Und die Popularität, die ich mit einem so banalen Thema wie Radfahren erreicht habe. Es zeigt, dass man alles erreichen kann, wenn man für etwas brennt/eine Leidenschaft hat. 

Was sind Ihre Zukunftspläne für Ihre Karriere? Haben Sie bereits Projekte in der Pipeline und welchen Impact sollen sie haben? 

Zunächst einmal heißt es das Projekt „PendlerRatD“ erfolgreich abzuschließen und alles daran zu setzen, dass es „weiterlebt“ - insbeondere die App. Denn ich produziere/arbeite ungern für die Tonne. Konkret wollen wir die App bei Arbeitgebern und ihren Arbeitnehmern bewerben und damit einen wesentlichen Beitrag zur Pendler-Nation Deutschland leisten. Mittel-/langfristig möchte ich meinen Themenschwerpunkt "Fahrrad" auf Nachhaltigkeit ausweiten und andere v.a. grüne (Umwelt)Projekte ins Leben rufen. Kürzlich habe ich erst ein neues Klimabildungs- und –aktionsprojekt  „StuttgartAirLeben“ bei der Stadt Stuttgart im Rahmen des Klima-Innovationsfonds gewonnen. Hierbei geht es um die Förderung eines klimafreundlichen Verhaltens durch Veranstaltung von (digital) geführten Klimabildungs- und Aktionstouren. Das Projekt birgt viel Potenzial überregional ausgerollt zu werden. Schlussendlich ist es mein persönliches Ziel, dem Planet Erde etwas zurückzugeben, dafür dass ich hier sein/leben darf.

Was ist eine Fähigkeit oder Eigenschaft, die Sie erst spät in Ihrer Karriere erkannt haben und die Sie für wichtig halten? 

Begeisterungsfähigkeit und damit andere in den Bann zu ziehen. Wenn mich selbst etwas begeistert, fällt es mir durchaus leicht, mich selbst und andere zu(m Mitmachen zu) motivieren.

Was ist Ihr Rat an Frauen, die mit dem Gedanken spielen, eine Karriere in der Wissenschaft zu beginnen?

Zu erkennen, was man selbst will und (gut) kann, sich selbst treu bleiben, sich der Männerwelt nicht zu sehr anzupassen. Nach knapp zehn Jahren in der Beraterwelt kam mir die Erkenntnis, dass man als Frau weniger assimilieren als vielmehr eigene Waffen nutzen sollte. In der Kommunikation habe ich vielfach festgestellt, dass man vom gleichen spricht, nur die Gegenüber einen nicht in gleicher Weise verstehen. Dann greift jemand anderes diesen (innovativen) Gedanken auf, gibt diesen aus seiner Sicht bzw. in eigenen Wort wieder und alle verstehen. Das Dilemma nur, es ist dann nicht mehr die eigene Idee...

Am 11. Februar findet jährlich der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft statt. Der Aktionstag würdigt die entscheidende Rolle von Frauen und Mädchen in Wissenschaft und Technik, er soll ermutigen, fördern und unterstützen. 

In diesem Rahmen möchte das Referat für Gleichstellung und Diversität die Leistungen von Wissenschaftlerinnen der Hochschule Heilbronn in den Fokus rücken. In den Wochen bis zum Girls Day, dem 25.04.24, stellen sich die Wissenschaftlerinnen vor, geben Einblick in ihre Arbeit und nennen Beweggründe für eine wissenschaftliche Karriere.