Foto von Prof. Dr.-Ing. Jennifer Niessner

"Strömungsmechanik ist einfach super vielseitig und wird nie langweilig."

Melanie Müller / Miriam Borgert|11.02.2024

Interview mit Prof. Dr.-Ing. Jennifer Niessner

Name Jennifer Niessner

Alter 45

Akademischer Grad Dr.-Ing.

Aktuelle berufliche Position Professorin / Forschungsprofessorin

Fachbereich bzw. Forschungsgebiet Strömungsmechanik

Veröffentlichungen und Forschungsschwerpunkte ca. 60 VeröffentlichungenForschungsschwerpunkte: Mehrphasenströmung in porösen Medien, z.B. Filtration; Mehrphasenströmung (Partikeltransport) in Innenräumen

Auszeichnungen und Preise 

  • 2023: “Professor des Jahres”, 3. Platz in der Kategorie "Ingenieurwissenschaften / Informatik". Bundesweiter Wettbewerb der UNICUM Stiftung unter der Schirmherrschaft des BMBF und des BMWK
  • 2022: “Wissenschaftspreis für herausragende anwendungsorientierte Forschung” der Thomas Gessmann-Stiftung
  • 2022: Berufenes Mitglied der “Kommission Innenraumlufthygiene” des Umweltbundesamtes für die Berufungsperiode 2022-2025
  • 2021: Berufenes Mitglied des Baden-Württemberg Center of Applied Research (BW-CAR)
  • 2020: Berufenes Mitglied des "Expertenkreis Aerosole" der Landesregierung Baden-Württemberg
  • 2020: Forschungsprofessorin für Fluidmechanik, Hochschule Heilbronn
  • 2011 SIAM Geosciences Junior Scientist Prize der “Society of Industrial and Applied Mathematics” (SIAM)
  • 2011 Sigrid-und-Viktor-Dulger-Preis der „Heidelberger Akademie der Wissenschaften“
  • 2009 Eingeladene Teilnehmerin der Alexander-von-Humboldt-Stiftung: Indo-German Frontiers of Engineering Symposium in Chennai, Indien
  • 2008 Stipendium “Fast Track“ der Robert-Bosch-Stiftung
  • 2007-2008 Forschungsstipendium der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“ (DFG)
  • 2007: “Preis der Freunde der Universität Stuttgart” für die Dissertation
  • 2004-2005: Promotionsstipendium der „Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg“
  • 2004 “Preis der Freunde der Universität Stuttgart” für die Dipl.-Ing.- / M.Sc.-Thesis
  • 1998-2003: Stipendium der „Studienstiftung des deutschen Volkes“


Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Vereinigungen oder Organisationen 

  • Americal Filtration Society (AFS)
  • Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF)
  • Mitglied des Scientific Committee der FILTECH Conference 2024


Inspirierende Personen oder Vorbilder Fasziniert hat mich eine Begegnung mit der ehemaligen Torhüterin der Frauen-Nationalmannschaft Silke Rottenberg – sie hatte so viel Power und diese Power war komplett fokussiert auf einen Punkt, auf ein Ziel.

Ein Zitat fürs Leben Lieber zu viel Pasta als gar keine Schokolade.

Interview

Würden Sie sich bitte kurz in eigenen Worten beschreiben? 

Ich bin Strömungsmechanikerin, habe Umweltschutztechnik und den internationalen Studiengang „Water Resources Engineering and Management“ studiert, an der Uni Stuttgart promoviert, dann einen Post Doc (Forschungsaufenthalt) von 1 Jahr an der Uni Utrecht gemacht, an der Uni Stuttgart habilitiert, war dann 3 Jahre in der Zentralen Forschung bei Bosch tätig und bin 2014 einem Ruf als Professorin an die Hochschule Heilbronn gefolgt. Ansonsten bin ich Mutter von 2 Mädchen (6 und 8 Jahre alt).

Was hat Sie motiviert, sich für eine Karriere in der Wissenschaft/Forschung zu entscheiden?

Neugierde, Spieltrieb, Spaß am Entdecken und sich tief in herausfordernde Aufgaben hineinzufuchsen.

Was inspiriert Sie, in Ihrem Fachbereich zu bleiben und weiterzumachen? 

Strömungsmechanik ist einfach super vielseitig und wird nie langweilig. Ich habe mit Strömungsmechanik zu tun, wenn ich beispielsweise mit Wasserdampf die Milch für meinen Cappuccino aufschäume, oder wenn ich mit dem Akkuschrauber eine Schraube hineindrehe, wenn ich mir ein Glas Wasser aus dem Hahn zapfe, das vielleicht aus einem porösen Medium, nämlich dem Grundwasser, kommt und durch Rohrleitungssysteme bis zum Wasserabschluss geströmt ist und so vieles mehr. Darüber hinaus kann man mit Strömungsmechanik Beiträge zur Lösung von wichtigen globalen Herausforderungen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes leisten: Wir beispielsweise erforschen Filter, die Feinstaub, giftige Feinsttröpfchen bei Fertigungsprozessen oder infektiöse Aerosolpartikel aus der Luft entfernen oder Mikroplastik aus dem Waschmaschinenabwasser.

Was empfinden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bisher? Worauf sind Sie stolz?

Ich bin stolz darauf, was meine Kolleg*innen und ich mit dem Institut ISAPS an der Hochschule Heilbronn aufgebaut haben: Wir haben eine kleine, motivierte Truppe von Forscher*innen zusammen gebracht, die an Strömungsthemen und damit zusammenhängenden Themen forschen, wir haben unsere eigene Seminarreihe und ein Symposium zu unseren Forschungsthemen etabliert, in denen wir eigene Projekte präsentieren und spannende Gastvorträge aus Industrie und Wissenschaft anbieten und auch so einiges an tollen und vielseitigen Prüfständen aufgebaut, mit denen wir noch vielen spannenden Forschungsfragen nachgehen können.

Was sind Ihre Zukunftspläne für Ihre Karriere? Haben Sie bereits Projekte in der Pipeline und welchen Impact sollen sie haben? 

Als Professorin bin ich an der „Endstufe“ der Karriereleiter angelangt. Zukunftspläne gibt es aber natürlich. Derzeit arbeiten wir mit immensem Einsatz an einem großen Forschungsantrag, dem DFG-Forschungsimpuls, der eine Forschungsverbund an der Hochschule etablieren soll, einen neuen Forschungsmaster mit sich bringen würde und die Hochschule ein Stück weit verändern und voranbringen würde.

Was ist eine Fähigkeit oder Eigenschaft, die Sie erst spät in Ihrer Karriere erkannt haben und die Sie für wichtig halten? 

Dickhäutigkeit (zu einem gewissen Grad) / nicht alles an sich heranlassen erleichtert das Berufsleben ungemein.

Was ist Ihr Rat an Frauen, die mit dem Gedanken spielen, eine Karriere in der Wissenschaft zu beginnen?

Überlegen Sie sich im Voraus, was genau Sie motiviert und antreibt. Auf einem wissenschaftlichen Karriereweg, z.B. während der Promotion, werden Durststrecken und Zweifel auf Sie zukommen. Wer gewappnet ist und seine Motivation und Ziel gut kennt, kann diese überwinden und durchstarten.

Am 11. Februar findet jährlich der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft statt. Der Aktionstag würdigt die entscheidende Rolle von Frauen und Mädchen in Wissenschaft und Technik, er soll ermutigen, fördern und unterstützen. 

In diesem Rahmen möchte das Referat für Gleichstellung und Diversität die Leistungen von Wissenschaftlerinnen der Hochschule Heilbronn in den Fokus rücken. In den Wochen bis zum Girls Day, dem 25.04.24, stellen sich die Wissenschaftlerinnen vor, geben Einblick in ihre Arbeit und nennen Beweggründe für eine wissenschaftliche Karriere.