Wie beeinflussen algorithmische Systeme unsere Umgebung, unsere Gesellschaft und unsere Wahrnehmung der Welt? Welche Handlungsfelder eröffnen sich hier und welche Verantwortung ist damit verbunden?
In einem Semester voller Kreativität, KI und kritischem Diskurs sind Student*innen der Fakultät Gestaltung der Hochschule Pforzheim und der Fakultät Informatik der Hochschule Heilbronn, unter der Leitung von Dipl. Des. Dagmar Korintenberg und Prof. Dr. Nicole Ondrusch, in interdisziplinären Teams diesen Fragen nachgegangen.
Sie entwickelten gemeinsam interaktive Ausstellungsstationen, die mit den Möglichkeiten selbstlernender Systeme experimentieren und diese mit dem Thema Verantwortung verknüpfen.
Die Ausstellung fand vom 02. bis 04. Februar 2024 im Kunstverein Heilbronn statt.
Gesponsert wurde das Ganze vom KI Salon Heilbronn.
Welche Lehren und Werte werden aus den neuen Geschichten gezogen und wie beeinflussen sie unser Verständnis beziehungsweise was können sie uns zeigen?
Wie prägen uns kulturell verankerte Geschichten und Sichtweisen, und was passiert, wenn eine KI diese Narrative als Datenbasis bekommt und weitererzählt? Ein Experiment: Märchen und Sagen aus dem Nord Schwarzwald (Enzkreis) und aus Washington
(grenzt an den Pazifik im Westen von Amerika) werden als Datensätze in unsere KI integriert. Die alten, teils in Vergessenheit
geratenen Sagen und Märchen aus dem Pforzheimer Stadtarchiv wurden hierfür erstmals digitalisiert. Die KI, die hier die Rolle
als Geschichtenerzähler*in spielt, steht vor der Herausforderung, die Essenz der alten Märchen zu bewahren und aufs Neue zu
vermitteln. Welche Lehren und Werte werden aus den neuen
Geschichten gezogen und wie beeinflussen sie unser Verständnis beziehungsweise was können sie uns zeigen?
Wo liegen die Grenzen der künstlichen Intelligenz von heute und inwiefern wird KI auch in Zukunft die individuellen und sozio-
kulturellen Mustern der Menschen nicht ganz verstehen können?
“Understanding memes could forever be a challenge for AI and remain an unsolvable problem”. Für viele sind Memes lediglich Bilder mit Text, humorvoller, teils sarkastischer Natur. Dabei ist der Prozess des Verstehens viel komplexer. Der Mensch besitzt
die fantastische Fähigkeit, verschiedene Einflüsse aus einem Meme in einen Kontext einzuordnen und diesen mit seinem persön-
lichen Sinn für Humor zu betrachten. Dies ermöglicht es uns, Memes zu durchdringen und diese individuell zu verstehen. Witzig zu
sein ist eine sehr komplexe Fähigkeit, die für jeden Menschen etwas anderes bedeuten kann, da viele soziokulturelle Einflüsse und die Persönlichkeit den Humor individuell formen.
Diese Subjektivität macht es KI schwer, Humor zu verstehen oder diesen gar zu generieren.
Das Exponat Veritas erlaubt es den Besucher:innen, sich mittels Künstlicher Intelligenz in alternative Lebenssituationen zu
begeben. Zunächst wird ein Bild von ihnen aufgenommen und dann in einem zweiten Schritt durch Verwendung Künstlicher
Intelligenz so verändert, dass die Besucher:innen sich selbst in einer anderen Lebenswirklichkeit wiederfinden. Dort sehen sie
sich beispielsweise als berühmter Star auf der Bühne, am sonnigen Sandstrand oder am ganzen Körper tätowiert.
Wie können wir künstliche Intelligenz so formen, dass sie uns dabei hilft, eine positive Zukunft für alle zu schaffen?
Der Begriff Künstliche Intelligenz zeichnet das Bild von etwas
Immateriellen, nicht im Realraum verorteten; jedoch basieren diese digitalen Strukturen auf physischen Infrastrukturen. Die gängige Darstellung von KI steht in Widerspruch zu ihrem Ressourcenbedarf und den physischen Eingriffen für Ressourcengewinnung, sowie den daraus resultierenden ökologischen und sozialen Problemen. In unserem Exponat begeben wir uns auf eine fiktive
Reise in die Zukunft. Die Akkumulation unserer Handlungen bildet zu einem großen Teil unsere Zukunft.
Wie kann KI in der Pflege so gestaltet werden, dass sie optimal
auf die individuellen Bedürfnisse älterer Menschen eingeht?
KI in der Pflege bietet viele Möglichkeiten, aber menschliche Be-
dürfnisse und Zuwendung sind in diesem Bereich uner-
lässlich. An den Wänden sind Ausschnitte aus Interviews mit
Senioren zu finden, die Einblicke in ihre Bedürfnisse und Lebens-
welten gewähren. Daraus wurde eine Lebenswelt gestaltet,
in der innovative KI eine Schlüsselrolle spielt - sie erinnert an Termine, unterstützt bei der Tabletteneinnahme und bietet gezielte
Unterhaltung, um die Unabhängigkeit pflegebedürftiger Menschen zu fördern. Das Exponat soll einen Einblick in die Potenziale
einer digitalen Begleitung im Alter geben, die nicht nur funktional, sondern auch anpassungsfähig ist.
Inwiefern könnte die Implementierung dieser KI-basierten Entscheidungslogik die Zukunft der Verkehrssicherheit und
ethischen Standards im autonomen Fahren beeinflussen?
Dieses Exponat demonstriert eine KI für autonomes Fahren, die Entscheidungen in unvermeidbaren Unfallszenarien trifft. Sie
illustriert, wie die KI zwischen verschiedenen Handlungsoptionen wählen könnte, um die bestmögliche Reaktion des Fahrzeugs
zu gewährleisten. Dieses Exponat veranschaulicht die Komplexität und die Abwägungen, die hinter den ‘Entscheidungen’ einer
KI stehen, um die Sicherheit von Passagier*innen und anderen Verkehrsteilnehmern zu optimieren.
Soll bzw. muss die KI bei einem Autonomen Fahrzeug das Wohl-
befinden des Mitfahrenden berücksichtigen?
Unser Exponat stellt die zentrale Frage, wie sich die Bereitschaft, die Kontrolle abzugeben, auf das individuelle Wohlgefühl
auswirkt. Durch die Verwendung einer VR-Brille werden realistische Straßenszenarien durchquert, und die fortschrittliche
Technologie autonomer Fahrzeuge wird erlebt. Während dieser Simulation wird Ihr Wohlbefinden mithilfe eines Pulsmessers
erfasst, um festzustellen, wie Sie sich bei der autonomen Fahrt fühlen. Dabei entsteht der Eindruck, die Kontrolle über die KI
eines autonomen Fahrzeugs abzugeben. Erleben Sie bei unserem Exponat eine virtuelle autonome Fahrerfahrung.
Fotocredits: @Melanie Dikta, Blickboutique