IT-Student*innen und insbesondere angehende Software Ingenieur*innen können hervorragende Softwarearchitekturen bauen – robust, performant, funktional.
Design-Student*innen können innovative Lösungen für Informationsvermittlung im kulturellen Umfeld und im öffentlichen Raum gestalten – originell, kreativ, lebendig.
Wenn beide zusammenkommen eröffnet dies die Möglichkeiten, sowohl kulturelle Vermittlungsarbeit als auch das städtische Umfeld kreativ zu bereichern: mit innovativen Ideen, digital umgesetzt oder informationstechnisch unterstützt.
Dagmar Korinthenberg, Expertin für Ausstellungsgestaltung und Kommunikation im öffentlichen Raum, und Nicole Ondrusch, Professorin für Angewandte Informatik und Digitale Transformation, gingen in diesem Projekt eine ungewöhnliche aber hochinnovative Allianz ein. Student*innen sollen an kooperativen Projekten voneinander lernen:
"Hierbei entstehen Vermittlungsformate, die relevante Themen und Inhalte in Kulturinstitutionen oder dem öffentlichen Raum erlebbar machen und nutzerzentriertes Denken in der Informationstechnologie neu definieren."
Nicole Ondrusch
Auf Basis konkreter Projekte erarbeiten die Student*innen gemeinsam innerhalb eines Semesters Konzeptionen, Darstellungen und Prototypen verschiedener Ausrichtung – Vermittlungs-Konzepte, Gestaltungs-Modelle, Test-Prototypen, Funktions-Prototypen, … usw. und bringen diese in einem Gesamtprojekt in Einklang. Das Ergebnis sind interaktive, technologisch unterstützte Vermittlungskonzepte und -Exponate, die zum Denken und Mitmachen anregen und zeigen, welche Kraft und Möglichkeiten in interdisziplinären Projekten liegt.
Beispiele: 3 ausgewählte Exponate mit Erläuterungen von Patrick Hanselmann
Anhand ihres Aussehens werden Menschen von der KI in Schubladen gesteckt.
Idee des Exponates ist es, Menschen anhand ihres Aussehens in verschiedenen Kategorien zu beurteilen und sie damit sozusagen von der KI in Schubladen stecken zu lassen. Dieses "in Schubladen stecken" ist zum einen grundsätzlich mit Fehlern behaftet, da gewisse Eigenschaften zwar über optische Marker vorhergesagt werden können (Alter, die grobe Herkunft, der grobe Gesundheitszustand, Einkommen) andere sind jedoch nicht mit optischen Mitteln vorhersagbar (Name, Beziehungsstatus, das centgenaue Einkommen) werden aber trotzdem vom Exponat vorhergesagt.
Zum anderen ist es aber auch ein sehr menschlicher Vorgang da wir ständig unsere Umgebung und unsere Mitmenschen über das Optische beurteilen und sie in gewisse Kategorien einteilen.
Das Exponat möchte so einerseits aufzeigen, was mit KI in Zukunft möglich sein könnte und was diese - teils sehr privaten - Vorhersagen (wie z.B. der Gesundheitszustand oder der Beziehungsstatus) in den Rezipient*innen auslösen.
Weiterhin möchte das Exponat auch zeigen wie KI schon heute Menschen kategorisiert und dabei Fehler macht die sich in Rassismus oder Sexismus äußern. Die "Schuld" für diese Fehler liegt dabei aber nicht bei der KI sondern bei den verwendeten Daten deren Fehlerhaftigkeit und/oder Verzerrtheit "nur" von der KI repliziert wird. Dieses Phänomen wird als "Data Bias" bezeichnet und betrifft im allgemeinen Randgruppen, wird aber durch das Exponat für alle Rezipient*innen "erlebbar", so dass eine Reflektion darüber möglich wird.
Technisch gesehen wurde für das Exponat eine KI mit 10.000 Bildern trainiert denen zufällig Attribute zugeordnet wurden. Die Bilder sind wiederum aus verschiedenen Gründen (Datenschutz etc.) nicht "echt" sondern zeigen von einer KI generierte Gesichter (vgl. https://thispersondoesnotexist.com/). Die zufällige Attributierung basiert wiederum darauf, dass es einerseits zu mühsam gewesen wäre alle Bilder händisch korrekt mit Attributen zu versehen, zum anderen sorgt dies auch dafür, dass die KI gezielt fehlerhaft ist und bereits genannte Phänomene für Besucher*innen erlebbar werden. Weiterhin wurden die KI-Bilder auch genutzt um die Verkleidung des Exponates herzustellen.
Eine Verbindung zwischen Mensch und KI über menschliche Sprache und KI-generierte Bilder.
Ziel des Exponates ist es eine Verbindung zwischen Mensch und KI über menschliche Sprache und KI-generierte Bilder zu schaffen. Hierzu können Besucher*innen in ein Mikrofon sprechen. Ihre Sprache wird dann von einer ersten KI in Text übersetzt, welcher anschließend an eine zweite KI weitergeleitet. Diese zweite KI nutzt diesen Text um daraus ein Bild schrittweise zu generieren, welches in all seinen Stadien an die Besuchenden ausgegeben wird.
Damit wird die Brücke zwischen der menschlichen Seite in Form der Sprache und der Interpretation der KI dieser Sprache geschaffen.
Das Bild zeigt den Satz: "Die Sonne scheint und es ist ein wunderschöner Tag."
Die Grenzwelt zwischen Mensch und Maschine wird erlebbar.
Das Exponat "I'm not a robot" möchte den Begriff "Menschlichkeit" betrachten und in die Grenzwelt zwischen Mensch und Maschine eintauchen um diese für Besucher*innen erlebbar zu machen.
Hierzu werden Personen vor dem Exponat aufgezeichnet. Dieses aufgezeichnete Video wird anschließend mit einer Deepfake-KI so modifiziert, dass es so aussieht als würde die aufgezeichnete Person den Satz "I'm not a robot" sagen.
Dieses modifizierte Video wird dann synchron mit dem entsprechenden Ton an die Besuchenden ausgegeben. Die Besuchenden haben weiterhin die Möglichkeit den Ton in den Schattierungen von menschlich bis robotisch verändern, um so selbst immersiv in den Grenzbereich zwischen Mensch und KI einzutauchen.