Interview mit Tobias Gabeler 

1. An welchen Themen arbeiten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in deiner Gruppe Business Innovation & Entrepreneurship? 

Tobias Gabeler: Am Fraunhofer IAO und dessen Forschungsbereich KODIS am Standort Heilbronn beschäftigen wir uns mit angewandten Forschungsthemen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) sowie Dienstleistungen, und stehen in engem Austausch mit den Unternehmen. Inhaltlich passt das sehr gut zu unserem Vorhaben in der Gruppe Business Innovation & Entrepreneurship des Projektes AI TRAQC. Alexander Schletz, einem Sozialwissenschaftler und ich vom KODIS, sowie Professor Jochen Günther von der Hochschule Heilbronn, der Wirtschaftsinformatik lehrt, und Yannick Kreppein, einem Business Engineer für KI-Anwendungen, bilden unsere Gruppierung. Im Rahmen von Business Innovation und Entrepreneurship, entwickeln wir Unterstützungsformate für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Region Heilbronn-Franken. Unser Ziel ist es, Potenziale und Bedürfnisse wissenschaftlich zu identifizieren und die regionale Transformation im Bereich Künstliche Intelligenz aktiv mitzugestalten.

2. Wie tragen die Forschungsaktivitäten dazu bei, den Aufbau des RIZ AI TRAQC voranzutreiben?

Tobias Gabeler: Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer IAO bieten Unternehmen wertvolle Einblicke in aktuelle und zukunftsorientierte Forschungsthemen, insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz. Wir geben Unternehmen die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven auf diese Themen zu gewinnen, sodass sie ein umfassenderes Verständnis für Forschungs- und Zukunftstrends entwickeln können. Im Rahmen des Teilvorhabens Business Innovation und Entrepreneurship bieten wir Kooperationsformate wie Workshops für KMU an. Außerdem sind wir aktiv in Veranstaltungen involviert und planen, das Thema auch durch wissenschaftliche Publikationen zu begleiten.

Besonders die Workshopformate sind von zentraler Bedeutung, da sie uns einen schnellen und direkten Einblick in die Bedürfnisse der Unternehmen ermöglichen und wir dadurch die Probleme der KMU einsehen können. Gleichzeitig erhalten die Unternehmen schnell Zugang zu den Angeboten unseres Projekts AI TRAQC. Diese Workshops haben wir in drei Bereiche unterteilt:
Im Rahmen der KI Use Case Findung identifizieren wir erstens die Potenziale der Unternehmen, insbesondere der KMU in der Region. Wir analysieren, welche Use Cases für die Unternehmen am wichtigsten, umsetzbar oder besonders lohnenswert sind. Im letzten Schritt arbeiten wir die ausgewählten Key Use Cases weiter aus. Unser Ziel ist es, die Anwendungsgebiete der KI sowie die Potenziale und Bedürfnisse der KMU in der Region Heilbronn-Franken zu identifizieren.

3. Die Region Heilbronn-Franken und das KI-Ökosystem befinden sich im Wandel. Was ist deine persönliche Version für das Projekt RIZ AI TRAQC und was wünschst du dir für die zukünftige Entwicklung dieser Region?

Tobias Gabeler: Unser Projekt AI TRAQC ist ein langfristiges Vorhaben. Wir haben uns intensiv überlegt, welche Angebote wir für die Region schaffen können. 
Mein Wunsch ist, dass die in unseren Projektplänen entwickelten Ideen auch tatsächlich Wirkung zeigen. Ein konkretes Beispiel wäre, dass wir mit kleinen und mittelständischen Unternehmen ein Projekt in Form eines Prototypen umsetzen, der sinnvoll, funktional und inspirierend ist. Dadurch soll Interesse für das Thema Künstliche Intelligenz geweckt werden, und idealerweise könnte dieser Prototyp langfristig in ein Projekt überführt werden. Es ist mir wichtig, dass das breite Thema der Künstlichen Intelligenz in der Region Heilbronn-Franken Interesse erzeugt und die Menschen sowie Unternehmen davon profitieren können. Diese Region hat enormes Potenzial mit vielen interessierten Unternehmen und Menschen. Ich hoffe, dass letztendlich ein Netzwerk zwischen Forschungseinrichtungen, akademischen Institutionen und der Region Heilbronn-Franken entsteht.

Für das Teilvorhaben ist der Netzwerkgedanke von zentraler Bedeutung. Es geht darum, einen aktiven und langfristigen Austausch zu fördern. Unsere Aufgabe im Bereich Business Innovation und Entrepreneurship besteht nicht nur darin, KI Use Cases zu identifizieren und Bedürfnisse zu erkennen, sondern auch ein Netzwerk zu gestalten. Wir möchten als Brücke zwischen akademischen Einrichtungen, Forschungseinrichtungen und der Region agieren. Ich betrachte uns auch als Türöffner, der den Austausch zwischen Unternehmen und dem Netzwerk fördert.

4. Was macht die Arbeit beim Fraunhofer IAO und als Teilprojektleiter von AI TRAQC für dich besonders?

Tobias Gabeler: Hier am Fraunhofer IAO KODIS, arbeiten wir in einem interdisziplinären Team wodurch diverse Impulse entstehen und was die Arbeit sehr interessant macht. Ich arbeite nicht nur mit den gleichen Personen zusammen, sondern auch mit Kolleginnen und Kollegen, bei denen ich anfangs dachte, dass es keine Überschneidungen gibt. Doch immer wieder finden sich Gelegenheiten zur Zusammenarbeit.

Im Projekt AI TRAQC geschieht das auf einer noch höheren Ebene, da wir als Fraunhofer Institut mit akademischen Einrichtungen zusammenarbeiten und den Kontakt zur Region und den dort ansässigen Unternehmen, insbesondere den KMU suchen. Auch im Rahmen des AI TRAQC-Projekts erlebe ich eine spannende Zusammenarbeit in einem engagierten und motivierten Team. Wir sind alle motiviert, etwas zu bewirken, und die Zusammenarbeit mit den akademischen Institutionen ermöglicht uns einen Einblick in deren Arbeitsweise und -kultur, was ich sehr faszinierend finde.

5. Was sind deine persönlichen Highlights in der Region Heilbronn Franken und was sollte man unbedingt ausprobiert haben, wenn man hier ist?

Tobias Gabeler: In Heilbronn sticht vor allem der Bildungscampus meiner Meinung nach heraus. Ein zentraler Bestandteil der Region Heilbronn-Franken ist aber nicht nur der Bildungscampus, sondern auch das IPAI und die verschiedenen Wissenseinrichtungen, die auf einem sehr hohen Niveau arbeiten. Diese qualitativ hochwertige Zusammensetzung von Wissensinstitutionen, die sich an einem Ort versammeln und kooperieren, macht die Region besonders, vielleicht sogar deutschlandweit.
Ein Besuch im Urban Innovation Hub (UIH) des Fraunhofer IAO in der Innenstadt von Heilbronn kann ich ebenfalls empfehlen. Dort erhält man Einblicke in KI-Anwendungen und kann entdecken, womit sich die Forschung im Bereich Handel beschäftigt. Die Vielfalt der KI-Anwendungen, die unter anderem auch von der Hochschule Heilbronn präsentiert werden, macht den Besuch spannend und spielerisch.

Persönlich finde ich auch den Neckar in dieser Region sehr schön. Eine Fahrradtour entlang des Neckars kann ich nur empfehlen. Ich habe das selbst schon gemacht, besonders in den Sommermonaten, wenn die Weinberge in voller Pracht stehen. Auch im Frühling, wenn die Pflanzen beginnen, Gestalt anzunehmen, ist es wunderschön. Durch die hügelige Landschaft kann man wirklich tolle Fahrradtouren mit herrlichem Blick auf den Neckar unternehmen.